Kurzansprache von Pfarrer Moritz Martiny

Predigttext Apostelgeschichte „ (BasisBibel)
Als das Pfingstfest kam, waren wieder alle zusammen, die zu Jesus gehörten. Plötzlich kam vom Himmel her ein Rauschen wie von einem starken Wind. Das Rauschen erfüllte das ganze Haus, in dem sie sich aufhielten. Dann erschien ihnen etwas wie züngelnde Flammen. Die verteilten sich und ließen sich auf jedem Einzelnen von ihnen nieder. Alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt. Sie begannen, in fremden Sprachen zu reden – ganz so, wie der Geist es ihnen eingab.

In Jerusalem lebten auch fromme Juden aus aller Welt, die sich hier niedergelassen hatten. Als das Rauschen einsetzte, strömten sie zusammen. Sie waren verstört, denn jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. Erstaunt und verwundert sagten sie: »Sind das nicht alles Leute aus Galiläa, die hier reden? Wie kommt es, dass jeder von uns sie in seiner Muttersprache reden hört? Wir kommen aus Persien, Medien und Elam. Wir stammen aus Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, aus Pontus und der Provinz Asia, aus Phrygien und Pamphylien. Aus Ägypten und der Gegend von Kyrene in Libyen, ja sogar aus Rom sind Besucher hier. Wir sind Juden von Geburt an, aber auch Fremde, die zum jüdischen Glauben übergetreten sind. Auch Kreter und Araber sind dabei. Wir alle hören diese Leute in unseren eigenen Sprachen erzählen, was Gott Großes getan hat.« Erstaunt und ratlos sagte einer zum anderen: »Was hat das wohl zu bedeuten?« Wieder andere spotteten: »Die haben zu viel süßen Wein getrunken!«

Da trat Petrus vor die Menge, zusammen mit den anderen elf Aposteln. Mit lauter Stimme wandte er sich an die Leute: »Ihr Leute von Judäa, Bewohner von Jerusalem!Lasst euch erklären, was hier vorgeht, und hört mir gut zu! Diese Leute hier sind nicht betrunken, wie ihr meint. Es ist ja erst die dritte Stunde des Tages. Nein, was hier geschieht, hat der Prophet Joel vorhergesagt: ›Gott spricht: Das wird in den letzten Tagen geschehen: Ich werde meinen Geist über alle Menschen ausgießen. Eure Söhne und Töchter werden als Propheten reden. Eure jungen Männer werden Visionen schauen, und eure Alten von Gott gesandte Träume haben. Über alle, die mir dienen, Männer und Frauen, werde ich in diesen Tagen meinen Geist ausgießen. Und sie werden als Propheten reden. Ich werde Wunder tun droben am Himmel und Zeichen erscheinen lassen unten auf der Erde: Blut und Feuer und dichte Rauchwolken. Die Sonne wird sich verfinstern, und der Mond wird blutrot werden. Dies alles geschieht,bevor der große und prächtige Tag des Herrn anbricht. Jeder, der dann den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden!‹ Amen


Kurzansprache (Pfarrer Moritz Martiny)
Liebe Gemeinde,
Der Heilige Geist hat es nicht leicht.
Sein Fest macht am wenigsten her:
Weihnachten und Ostern sind die großen Feste: Große Gottesdienste und Geschenke und Familienfeiern.
Pfingsten kommt da nicht gegen an.
Das ist zunächst seltsam. Pfingsten hat nämlich die spektakulärste Ursprungsgeschichte.
Die Menschen stehen dichtgedrängt und auf einmal verstehen die Gläubigen aus allen Ländern dieser Welt untereinander.
Und gemeinsam verstehen sie so viel von Gott wie wohl noch nie zuvor.
In heutiger Sprache: Ein richtiges Event. Turbulent und gewaltig. Man muss es erlebt haben und alle sind im wahrsten Sinne des Wortes begeistert.
Erstaunlicherweise sind Weihnachten und Ostern viel leiser und bescheidener in ihrem Ursprung.
Weihnachten:
Heimlich, still und leise kommt der Erlöser auf die Welt.
Das hat keiner so richtig mitgekriegt.
Gott kommt nicht als mächtiger Kriegsheld in die Welt, sondern im Gegenteil so kraftlos und hilfsbedürftig wie ein kleines Baby.
Es dauert fast 30 Jahre, bis die Menschen (im großen Stil) mitkriegen, wer dieser Jesus ist.
Ostern genauso:
Es ist das größte denkbare Ereignis: Der Tod wird überwunden.
Aber wieder geschieht es heimlich, still und leise und nicht durch Kraft oder himmlische Heere.
Die Bibel berichtet das Wunder gar nicht: Jesus steigt nicht vom Kreuz herab. Es zucken keine Blitze, es fehlt völlig an Spezialeffekten und Schockbildern.
Alles, was über das größte Wunder berichtet wird, ist, dass ein Grab leer ist und ein Jüngling sagt: Jesus von Nazareth ist nicht hier.
Pfingsten:
ist im Ursprung das auffälligste Fest mit Brausen und Feuer und internationalem Jubel.
Die Geburt Jesu geschah nicht so.
Die Auferstehung Jesu auch nicht.
In unserer Wahrnehmung und in der Art, die Feste des Jahres zu feiern, ist es genau anders herum.
Also: Der Heilige Geist hat es nicht leicht mit uns.
Aber das ist meine Erkenntnis dieses Jahr zu Pfingsten: Das passt doch alles! Das entspricht doch genau dem, was Pfingsten uns verkündigt.
Gott selbst hat ernst gemacht mit dem, was uns das Pfingstfest sagt: „Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der HERR Zebaoth.“
Die Geburt Jesu: Nicht durch gewaltige Kräfte und Mächte, sondern ohne Platz in der Herberge.
Die Auferstehung Jesu: Nicht durch Heere, die alles in Schutt und Asche legen. Stattdessen: Wie sie sehen, sehen Sie nichts! Ein leeres Grab ist alles.
Es geschieht eben nicht durch Kraft oder Heer, sondern durch Gottes Geist.
Und darum finde ich, dass es doch passt! Dieser Heilige Geist hat die lauteste Ursprungsgeschichte mit Eventcharakter und doch ein Fest, das nicht mit aller Macht gefeiert wird und bei dem die Heerscharen zusammenlaufen. Er ist die bescheidene Seite Gottes, die viel bewirkt.
Darum feiern wir heute fröhlich und im Gottesdienst üppig (mit Kircheneintritt, Abendmahl, Gebet und Gesang) und doch auch am kleinsten von den großen Kirchenfesten.
Es passt zum Heiligen Geist. Vielleicht hat er es ja doch nicht so schwer mit uns. Vielleicht haben wir nur immer noch nicht verstanden, dass es nicht durch Heer oder Kraft, durch Glitzer und Getöse geschieht, sondern allein durch Gottes Geist. Amen