Im Mittelpunkt dieses Gottesdienstes steht das Abendmahl. Hier haben wir für Sie die Kurzansprache von Pfarrer Moritz Martiny und wunderbare Passionsmusik zum Anhören zusammengestellt.

Musik gespielt von Anne und Christian Daxer, Till Eckhardt, Gerhard Laiblin (Streicher), Jörg Backeberg (Orgel)
1.) O Haupt voll Blut und Wunden , J.S. Bach, aus der Matthäuspassion
2.) Georg Friedrich Händel, Arie aus „Rinaldo“, bearbeitet für Streichquartett von K. Klingel und A. Pförtner
3.) John Dowland: Flow my tears – Lachrimae


Predigttext
Im Evangelium hören wir den Bericht über Jesu Kreuzigung, wie er bei Lukas im 23. Kapitel steht. Jesus ist rechtskräftig zum grausamen Tod am Kreuz verurteilt. Zwei Verbrecher und er sind auf dem Weg zur Hinrichtung.
Ich lese die Übersetzung der BasisBibel:

So kamen sie zu der Stelle, die »Schädel« genannt wird. Dort kreuzigten sie Jesus und die beiden Verbrecher – den einen rechts, den anderen links von ihm. Aber Jesus sagte: »Vater, vergib ihnen. Denn sie wissen nicht, was sie tun.« Die Soldaten verteilten seine Kleider und losten sie untereinander aus. Das Volk stand dabei und schaute zu.
Die Mitglieder des jüdischen Rates verspotteten ihn. Sie sagten: »Andere hat er gerettet. Jetzt soll er sich selbst retten, wenn er der Christus ist, den Gott erwählt hat.« Auch die Soldaten trieben ihren Spott mit ihm. Sie gingen zu Jesus und reichten ihm Essig. Dabei sagten sie:»Wenn du der König der Juden bist, rette dich selbst!« Über Jesus war ein Schild angebracht: »Das ist der König der Juden.« Auch einer der Verbrecher, die mit ihm gekreuzigt worden waren, verspottete Jesus. Er sagte: »Bist du nicht der Christus?Dann rette doch dich und uns!« Aber der andere wies ihn zurecht: »Fürchtest du noch nicht einmal Gott? Dich hat doch dieselbe Strafe getroffen wie ihn! Wir werden zu Recht bestraft und bekommen, was wir verdient haben. Aber er hat nichts Unrechtes getan!« Und zu Jesus sagte er: »Jesus, denke an mich,wenn du in dein Reich kommst.« Jesus antwortete: »Amen, das sage ich dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein!«
Es war schon um die sechste Stunde, da breitete sich im ganzen Land Finsternis aus. Das dauerte bis zur neunten Stunde – so lange hatte die Sonne aufgehört zu scheinen. Dann zerriss der Vorhang im Tempel mitten durch. Und Jesus schrie laut: »Vater, ich lege mein Leben in deine Hand.« Nach diesen Worten starb er. Amen


Kurzansprache
Liebe Gemeinde,
die Coronabedingungen zwingen uns zu kurzen Gottesdiensten. Noch nie ist es mir so schwer gefallen wie heute. Das Abendmahl braucht seinen Platz und ein Sündenbekenntnis samt Absolution darf an diesem Tag nicht fehlen. Auch die klagenden Melodien des Karfreitag brauche ich und welche Zeilen hätte ich aus diesem Predigttext kürzen dürfen.

Da bleibt nicht viel Zeit für die Predigt übrig und deshalb habe ich mir vorgenommen, aus der Not eine Tugend zu machen. Mein Verständnis des Karfreitags wollte ich in so wenig Wörter wie möglich zusammenfassen. Es fiel mir noch schwerer als befürchtet. Herausgekommen ist mein ganz persönliches Glaubensbekenntnis für diesen Tag. Mein Glaube an den gekreuzigten Gott in 190 Wörtern:

Ich glaube an den leidenden Gott,
er schaut nicht unbeteiligt von Ferne zu oder sogar weg,
sondern: Wo ein Mensch leidet, da leidet Gott mit.
Sein Kreuz tröstet mich:
Mein Leid bereitet Gott körperliche Qualen.
Meine Tränen sind seine Tränen, meinen Schmerz fühlt er mit, meine Angst lässt ihn zittern.
Darum weiß ich: Der gekreuzigte Gott versteht mich. Immer.

Ich glaube an den leidenden Gott,
es schmerzt ihn, was Menschen Tag für Tag einander zufügen.
Sein Kreuz ermahnt mich:
Was ich einem Menschen antue,
das tu ich zugleich Gott an.
So ist sein Kreuz ein Fingerzeig.
Es fordert mich immer wieder auf, inne zu halten und mein Verhalten zu ändern.
Ich glaube an den leidenden Gott
und ich glaube, sein größter Schmerz entspringt seiner Liebe.
Von seinem Kreuz höre ich:
„Vater, vergib ihnen“ und Gnade strömt mir entgegen.
Es bricht Gott das Mutterherz wenn ich leide oder versage.
Das aber nicht, weil ich mir seine Liebe erarbeitet und seine Gnade verdient hätte,
sondern nur aus einem Grund: weil ich sein Kind bin.

Das glaube ich fest und bin sicher:
Sein Kreuz hat die Welt und mich verändert.
Für immer.
Amen