Predigt von Pfarrer Moritz Martiny über Apostelgeschichte 17, 22-34.

Predigttext
Paulus hat das Christentum nach Europa gebracht. Eifrig zieht er vor allem in Griechenland umher. Jetzt ist er in Athen angekommen. Im ersten Jahrhundert nach Christus ist Athen nur noch ein Provinzkaff, nicht mal halb so groß wie Gengenbach. Aber man sonnt sich gerne in vergangenem Glanz. Auf die Bildung bildet man sich viel ein. Paulus schlägt sich tapfer, hat pfiffige Ideen, wie er die Athener überzeugen könnt. Es läuft zunächst gut, bis zum tödlichen Absatz ausgerechnet die Auferstehung wird. Da fehlt den Athenern dann doch das Verständnis. Hört aus Apostelgeschichte 17. Ich lese aus der BasisBibel:

Paulus trat in die Mitte des Areopags und sagte: »Ihr Bürger von Athen! Nach allem, was ich sehe, seid ihr sehr fromme Leute. Ich bin durch die Stadt gegangen und habe mir eure heiligen Stätten angeschaut. Dabei habe ich auch einen Altar gefunden, auf dem stand: ›Für einen unbekannten Gott‹. Das, was ihr da verehrt, ohne es zu kennen, das verkünde ich euch.
Es ist der Gott, der die Welt geschaffen hat und alles, was in ihr ist. Er ist der Herr über Himmel und Erde. Er wohnt nicht in Tempeln, die von Menschenhand errichtet wurden. Er ist auch nicht darauf angewiesen, von Menschen versorgt zu werden. Er ist es doch, der uns allen das Leben, den Atem und alles andere schenkt. Er hat aus einem einzigen Menschen die ganze Menschheit hervorgehen lassen, damit sie die Erde bewohnt. Für jedes Volk hat er festgesetzt, wie lange es bestehen und in welchen Grenzen es leben soll. Er wollte, dass die Menschen nach ihm suchen – ob sie ihn vielleicht spüren oder entdecken können. Denn keinem von uns ist er fern. Durch ihn leben wir doch, bewegen wir uns und haben wir unser Dasein. Oder wie es einige eurer Dichter gesagt haben: ›Wir sind sogar von seiner Art.‹ Weil wir Menschen also von Gottes Art sind, dürfen wir uns nicht täuschen: Die Gottheit gleicht keineswegs irgendwelchen Bildern aus Gold, Silber oder Stein. Die sind nur das Ergebnis menschlichen Könnens und menschlicher Vorstellungskraft. Nun – Gott sieht nachsichtig über die Zeiten hinweg, in denen die Menschen ihn nicht gekannt haben. Aber jetzt fordert er alle Menschen an allen Orten auf, ihr Leben zu ändern. Denn Gott hat einen Tag festgesetzt, um über die ganze Welt zu richten. Dann wird er Gerechtigkeit walten lassen – durch den Mann, den er dazu bestimmt hat. Dass dieser Mann wirklich dafür bestimmt ist, hat Gott allen Menschen durch dessen Auferstehung von den Toten bewiesen.« Als Paulus von der Auferstehung der Toten sprach, lachten ihn einige seiner Zuhörer aus. Aber andere sagten: »Darüber wollen wir ein andermal mehr von dir hören!« So verließ Paulus die Versammlung. Einige Leute schlossen sich ihm an und kamen zum Glauben. Unter ihnen war Dionysius, der dem Areopag angehörte, eine Frau namens Damaris und noch einige andere. Amen

Predigt
Liebe Gemeinde,
Gott ist der Schöpfer des Kosmos
Mit dieser Aussage beginnt Paulus die frohe Botschaft für die Athener
Himmel und Erde, das All, den Kosmos, alles hat Gott geschaffen.
Wenn wir also staunend gerade die Natur betrachten, dann ahnen wir etwas davon, wie großartig unser Gott ist.
Aber wir Menschen sind gerne etwas übermütig.
Die Athener muss Paulus darauf hinweisen, dass Gott natürlich größer ist als alle Tempel. Man kann ihn nicht einsperren.
Das ist auch eine Mahnung an uns. Allzu oft wurde in der Geschichte aller Religionen versucht, Gott zu vereinnahmen. Es wurden in seinem Namen Kriege geführt usw.
Uns erinnert das auch daran, dass wir diese Welt nicht schaffen können. Tierarten, die unserem Raubbau zum Opfer fielen, sind ausgestorben. Das Eis des Polarmeeres schmilz, aber die Ordnung wieder herstellen können wir nicht.
Gott wohnt nicht in Tempeln, die wir gebaut haben. Paulus rückt das Verhältnis von Schöpfer und Geschöpf zurecht.
Gott gab uns Atem, damit wir leben, argumentiert Paulus weiter
„Die Natur braucht uns nicht, aber wir brauchen die Natur“ hieß es früher.
So ist das mit Gott auch: Gott braucht uns nicht, aber wir brauchen ihn.
Auch mit diesem Gedanken rückt der Apostel die Athener ein wenig zurecht.
Gott ist nicht auf irgendwelche Opfer der Menschen angewiesen und hätten ihm die Athener länger zugehört, dann hätten sie auch etwas darüber erfahren, wie sich im Gegenteil Gott für die Menschen aufopfert.
Also: Gott ist der Schöpfer dieser Welt und auch uns hauchte er das Leben ein und Paulus dritter Gedankenschritt ist nun:
Von Anfang an waren die Menschen Gott so wichtig, dass er sie mit seiner ganzen Würde ausgestattet hat. Gottes Ebenbild sollen wir sein.
Aber das ist nichts, was sich in der Vergangenheit abspielt, sondern etwas, das jeden Tag geschieht um uns und mit uns.
Keinem von uns ist Gott fern, im Gegenteil: Jedem von uns ist er nah.
So weit konnten die Athener Paulus wohlwollend folgen. Aber beim nächsten Schritt steigen sie aus. So wie heute noch viele Menschen. Dabei ist das der entscheidende Wendepunkt der Geschichte.
Gottes Schöpfung endet nicht mit dem Tod, so wollte Paulus fortfahren
Er wollte den Athenern und uns die Auferstehung der Toten verkündigen.
Leider kommt er dazu nicht. Das passte zu wenig in das Weltbild der antiken Griechen.
Die einen halten ihn nun für einen Kasper und lachen ihn aus,
den etwas höflicheren fällt ganz plötzlich ein, dass sie die Herdplatte angelassen haben,
alle bis auf zwei sind schließlich weg.
War nicht so der Missionserfolg.
Das schlimme daran ist, dass das ja erst der entscheidende Punkt in unserem Glauben ist.
Dass unser Sonntag „Jubilate“ – „Jubelt“ heißt und wir es wagen dürfen, trotz Tod und Pandemie zumindest innerlich unserem Gott zuzujubeln, das liegt nicht an der Schönheit von Gottes Schöpfung, denn die kann schnell vorbei sein. Das liegt auch nicht an unserer menschlichen Macht, an dem Atem, den Gott uns gab.
Nein, das liegt erst daran, dass Gott uns jeden Tag unseres Lebens nahe ist, egal ob wir gerade jubeln oder verzweifeln.
Ja, die Kreuzigung und Auferstehung Jesu lehrt uns, dass Gott gerade dann besonders nahe ist, wenn es schwierig wird.
Die Schöpfung, die Natur ist wunderschön und erfreut gerade im Frühling unser Herz, aber was uns wirklich jubeln macht, ist die Aussicht auf das Reich Gottes.
Aber jetzt geht es mir wie Paulus und ich sage: Darüber wollen wir ein andermal mehr hören.
Denn ich muss mich ja bemühen, die Coronavorgabe zur Dauer des Gottesdienstes einzuhalten.
Wichtig ist aber, dass wir es niemals vergessen. Die Schöpfung ist nur der Anfang, wir glauben an ein noch viel größeres Wunder.
Auch wenn das Leben manchmal grau und schwer ist. In Vorfreude auf dieses Wunder jubeln wir schon jetzt.
Amen.