Wir können zur Zeit ja fast nur noch per Telefon oder Mail kommunizieren. Einerseits finde ich das extrem nervig, andererseits habe ich einen sehr schönen, unvorhergesehenen Nebeneffekt daran entdeckt: Ich habe noch nie in meinem Leben so viele gute Wünsche, aufmunternde Worte und liebevolle Grüße erhalten wie in den letzten Tagen. Fast alle Nachrichten, SMS und Mails, die mich zur Zeit erreichen, enden mit „Bleib gesund!“, „Pass auf dich auf!“ „Ich hoffe, es geht dir gut!“ „Bleib behütet!“ oder anderen freundlichen Worten. Ich kann mich darüber immer wieder sehr freuen. Die vielen guten Wünsche machen mir die unsicheren, sorgenvollen Tage besser erträglich. Ich musste dabei auch an die Briefe im Neuen Testament denken: Sie beginnen oder enden immer mit guten Wünschen, Grüßen und der Zusicherung, füreinander zu beten. Einen besonders schönen Gruß habe ich im 3. Johannesbrief gefunden. Dort heißt es: „Mein Lieber, ich wünsche, dass es dir in allen Stücken gut gehe und du gesund seist, so wie es deiner Seele gut geht“ (3.Joh 2). Unsere Körper sollen gesund bleiben. Klar – das ist zur Zeit das Wichtigste. Wir müssen uns und andere vor Ansteckung schützen. Aber genauso wichtig ist doch: Auch unsere Seelen müssen gesund bleiben. Im Radio habe ich letzte Woche einen Beitrag gehört, der davon ausging, dass viele Menschen in Deutschland in den nächsten Wochen an Einsamkeit sterben werden. Ja, auch an Einsamkeit kann man sterben, genauso wie an Corona. Und auch, wer nicht daran stirbt, leidet. Ich merke, wie schwer es schon mir fällt, dass meine Sozialkontakte so abgenommen haben. Ich rede jeden Tag vielleicht noch mit 10 Menschen. In normalen Zeiten sind das manchmal zehnmal so viele pro Tag. Das macht mich traurig und ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es sich anfühlt, wochenlang ganz alleine in der Wohnung zu sitzen. Keinen Besuch von der Familie und den Freunden mehr zu bekommen. Mit niemandem zu sprechen, den ganzen langen Tag nicht.

Deshalb finde ich es so wichtig und schön, dass wir uns viele gute Wünsche schicken. Auch wenn es oft nur ein ganz paar Worte sind, ein kurzes „Pass auf dich auf!“, steht doch dahinter immer die Botschaft: „Ich denke an dich und ich möchte, dass es dir gut geht!“ So heißt jeder dieser kleinen Wünsche immer auch: Du bist nicht allein.

Bitte: Geben Sie solche Wünsche weiter. Schreiben Sie den Menschen und rufen Sie an. Wir können nicht verhindern, dass Menschen in unserem Land an Corona erkranken. Wir können, trotz unseres guten Gesundheitssystems, auch nicht verhindern, dass Menschen an Corona sterben. Aber wir können verhindern, dass Menschen an Einsamkeit sterben. Um gute Wünsche weiterzugeben braucht man nicht mehr als ein Handy, einen Computer oder eine Postkarte mit Briefmarke.

Dafür zu sorgen, dass wir niemanden mit Corona anstecken ist mühsam. Dafür zu sorgen, dass jemand sich weniger allein fühlt, ist ganz einfach. Und es hat einen großen Effekt. Man könnte die angstmachenden Hochrechnungen zur Corona-Ansteckungsrate einfach umdrehen: Wenn jeder von uns jeden Tag an zwei bis drei Menschen einen guten Wunsch weitergibt, dann haben morgen und übermorgen soundsoviele Menschen einen guten Wunsch erhalten… Eine Hochrechnung der guten Wünsche! Ist das nicht eine tolle Vorstellung?!

Es wäre schön, die Zahl der Empfänger guter Wünsche würde die Zahl der Infizierten weit in den Schatten stellen. Das macht vielleicht nicht die Körper der Menschen gesund, aber mit Sicherheit ihre Seelen.

Amen.