Texte zu Christi Himmelfahrt (21. Mai 2020)

Predigttext: Apg 1,3-4.7-12

Spruch zum Tag: „Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.“ (Joh 12,32)

Psalm: Ps 47 – EG 727

Evangelium: Lk 24,50-53

 

SCHRIFTLESUNG

Wir hören die Geschichte, wie Jesus in den Himmel aufgefahren ist:

 

Nach seinem Leiden zeigte Jesus sich seinen Jüngern immer wieder und bewies ihnen so,

dass er lebt. Vierzig Tage lang erschien er ihnen und sprach zu ihnen über das Reich Gottes.

Einmal, als Jesus mit den Aposteln zusammensaß, schärfte er ihnen ein: »Verlasst Jerusalem nicht!

Wartet darauf, dass in Erfüllung geht, was der Vater versprochen hat. (…) Ihr braucht die Zeiten und Fristen nicht zu kennen. Mein Vater allein hat sie in seiner Vollmacht festgelegt. Aber wenn der Heilige Geist auf euch herabkommt, werdet ihr Kraft empfangen. Dann werdet ihr meine Zeugen sein – in Jerusalem, in ganz Judäa und Samarien und bis ans Ende der Erde.« Nach diesen Worten

wurde er vor ihren Augen emporgehoben. Eine Wolke nahm ihn auf, sodass sie ihn nicht mehr sehen konnten. Die Apostel starrten wie gebannt zum Himmel, während er verschwand. Und sieh doch: Da standen zwei weiß gekleidete Männer bei ihnen. Die sagten: »Ihr Männer aus Galiläa,

was steht ihr da und schaut zum Himmel? Dieser Jesus wurde aus eurer Mitte in den Himmel aufgenommen. Er wird auf dieselbe Weise wiederkommen, wie er vor euren Augen zum Himmel weggegangen ist.« Danach kehrten die Apostel vom Ölberg nach Jerusalem zurück.

(Apg 1, 3-4.7b-12a; Basisbibel)

 

EINGANGSGEBET

Guter Gott, es ist ein so schöner Tag heute.

Der blaue Himmel über uns, die Erde unter uns.

Das Gras, die Bäume und die Blumen.

Der Sonnenschein, die frische Luft.

Das alles macht uns froh.

Danke, Gott, dass es heute so schön ist.

 

Dieser Tag soll für uns eine kleine Atempause sein.

Ein Aufatmen in diesen schweren Zeiten.

Eine Auszeit von Sorgen und Alleinsein.

Ein Blick nach oben, in deinen wunderschönen Himmel.

Es ist gut, hier zu sein, Gott.

Es ist gut, dass du auch hier bist.

Amen.

 

KurzPredigt

Liebe Gemeinde,

schauen Sie doch mal hoch in den Himmel… fällt Ihnen was auf?!

Etwas, das seit zwei Monaten anders ist, als wir es sonst kennen?!

 

Da fliegt kein Flugzeug mehr, da ist kein Kondensstreifen zu sehen.

Der Himmel hat sich verändert. Nicht nur unser Leben hier unten, sondern sogar der Himmel da oben ist anders.

Klar, das eine hat mit dem anderen zu tun: Keiner darf und will mehr reisen. Also auch keine Flugzeuge mehr.

Was hier unten auf der Erde geschieht, beeinflusst auch, was da oben im Himmel geschieht.

 

Das war damals bei den Jüngern am ersten Himmelfahrtstag auch so: Was hier unten geschehen war – nämlich die Kreuzigung und die Auferstehung – beeinflusste auch, was da oben geschah – die Himmelfahrt.

 

Die Himmelfahrt von Jesus ist ohne seine Kreuzigung nicht denkbar. Ich finde das – grade jetzt in der aktuellen Situation – sehr wichtig. Denn ehrlich:

Ein Gott, der ohne Bodenhaftung immer nur auf einer weißen Wolke strahlend im Himmel sitzt – so einer könnte mir ziemlich egal sein. Was hätte der mit mir und meinem Leben zu tun? In meinem Alltag gibt es doch recht wenig weiße Wolken und strahlende Auftritte.

 

Aber ein Gott, der weiß, wie es sich anfühlt zu verzweifeln und sich zu fürchten und Sorgen zu machen und alles nicht mehr im Griff zu haben – der hat eine ganze Menge mit meinem Leben zu tun. Denn davon gibt es in meinem Alltag mehr als genug.

 

Ohne die Kreuzigung wäre mir die Himmelfahrt ziemlich egal. Und einen Gott ohne Bezug zu meiner Welt, zu meinem Leben und zu meiner Realität kann ich nicht brauchen. Ein Himmel ohne Erde ist einfach nur weltfremd und weit weg.

 

Die Himmelfahrt von Jesus ist ohne seine Kreuzigung nicht denkbar – aber andersrum gilt das auch: Die Kreuzigung Jesu ist ohne seine Himmelfahrt nicht denkbar.

Wenn die ganze Geschichte am Kreuz zu Ende wäre, dann wäre es eine Geschichte, in der der Tod das letzte Wort hat. Eine Geschichte, in der am Ende Angst und Schmerz und Leid stehen.

Und was bringt uns das? Solche Geschichten erleben wir auf dieser Erde selbst genug. Die Erde ohne den Himmel ist hoffnungslos und leer.

 

Aber am Ende dieser Geschichte steht die Himmelfahrt. Am Ende lenkt Jesus unseren Blick nach oben. Raus aus Not und Angst. Raus aus Corona-Alltag und Sorgen. Raus aus Einsamkeit und Dunkelheit. Hoch in den Himmel.

Grade weil er weiß, wie es auf der Erde zugeht, weiß er auch, wie wichtig es ist, manchmal den Blick zu erheben und hoch zu schauen. In die weite, helle Freiheit. Hoch zu Gott.

 

Denn dann kann das, was da oben geschieht, auch unser Leben hier unten beeinflussen. Die Himmelfahrt von Jesus und der Anblick des weiten Himmels über uns erinnern uns daran: Am Ende wird es gut sein. Am Ende werden wir bei Gott sein.

 

Ja, der Himmel da oben hat sich verändert durch die Corona-Pandemie. Das ist klar – die Erde hat sich ja auch verändert. Aber Gott verändert sich nicht. Er bleibt immer gleich. Was er uns mit Jesus versprochen hat, gilt: Er ist für uns da. Oben im Himmel und unten auf der Erde. Überall ist er bei uns.

 

Wenn wir in den Himmel hochschauen können wir auch das sehen – Gottes unveränderbare Liebe. Dazu müssen wir vorbeischauen an den menschengemachten Dingen wie Kondensstreifen und Flugzeugen, hinein schauen in die weite, helle Freiheit des Himmels. Dann erlaubt uns der Himmel einen kurzen Blick auf Gott.

 

Den Himmel ohne die Erde gibt es nicht. Und die Erde ohne den Himmel gibt es glücklicherweise auch nicht. Beides gehört zusammen. Beides gehört zu Gott.

So wie wir.

Amen.