Eine Predigt über Johannes 12,12-16 über Wünsche, die die Konfirmandinnen und Konfirmanden an Jesus formuliert haben. Von Deborah und Moritz Martiny.

Predigt Palmsonntag (28.3.2021), Konfi-Gottesdienst
Pfarrer Moritz Martiny/Pfarrerin Deborah Martiny

Moritz Martiny:
Das Evangelium für den Palmsonntag ist eine ganz bekannte Geschichte.
Es berichtet, wie Jesus in Jerusalem einzieht. Zum Araberhengst hat es nicht gereicht. Ein kleiner Esel trägt den König der Welt. Aber die Menschen sind begeistert. Sie greifen zu Olivenzweigen und Palmwedeln und jubeln ihm zu. Hört aus dem 12. Kapitel des Johannesevangeliums:

Am nächsten Tag hörte die große Menge, die sich zum Fest in der Stadt aufhielt: Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem. Da nahmen sie Palmzweige und liefen ihm entgegen. Sie riefen: »Hosianna! Gesegnet sei, wer im Namen des Herrn kommt! Er ist der König Israels!« Jesus fand einen jungen Esel und setzte sich darauf.So steht es auch in der Heiligen Schrift: »Fürchte dich nicht, Tochter Zion! Dein König kommt! Er sitzt auf dem Jungen einer Eselin.« Die Jünger von Jesus verstanden das zunächst nicht. Aber als Jesus in seiner Herrlichkeit sichtbar war, erinnerten sie sich daran. Da wurde ihnen bewusst, dass sich diese Stelle in der Heiligen Schrift auf ihn bezog. Denn genau so hatten ihn die Leute empfangen.
Amen.

Deborah Martiny:
Liebe Konfis, liebe Gemeinde,
die Menschen hatten ganz schön große Erwartungen an Jesus damals, als er auf seinem Esel nach Jerusalem reingeritten ist. „Hosianna“ haben sie gerufen. Das heißt übersetzt: „Hilf doch“. Und als König haben sie ihn begrüßt. So nach dem Motto: „Jetzt kommt der Chef, der wird’s schon richten. Der wird schon alles gut machen. Der sorgt dafür, dass endlich alles klappt.“
Alles sollte er gut machen, die Römer vertreiben, Krankheiten besiegen, allen zu essen geben… Mehr kann man kaum erwarten von jemandem!

Moritz Martiny:
Wir haben uns gefragt, wie es wohl wäre, wenn Jesus heute hier nach Gengenbach käme. Vielleicht nicht auf einem Esel, ok – sagen wir: Er kommt in einem Smart. Was würden die Leute heute wohl rufen? Was würden sie sich von ihm wünschen? Sind unsre Wünsche an ihn auch so groß oder eher klein?
Deshalb habt Ihr, liebe Konfis, von uns den Auftrag gekriegt, Euch dazu mal Gedanken zu machen. Ihr solltet den Satz vervollständigen: „Ich wünsche mir von Jesus …“

Deborah Martiny:
Bei Euren Antworten ist mir zuerst aufgefallen: Keiner von Euch hat nur an sich gedacht. Keiner hat gesagt: „Hey, ich hätte gerne ein neues Handy“ oder „1 Mio. Euro bitte.“ Ihr habt Euch fast alle etwas für andere gewünscht. Zum Beispiel:

„Ich wünsche mir von Jesus, dass jeder zu ihm kommen darf und er allen die Sorgen nimmt und die Kranken heilt.“

„Ich wünsche mir von Jesus, dass Corona und Homeschooling vorbeigehen, dass überall Frieden ist und alle Armut endet, dass die Probleme der Welt und von mir und meiner Familie vielleicht auch gelöst werden.“
„Ich wünsche mir von Jesus, dass er der Welt Frieden bringt und dafür sorgt, dass niemand mehr wegen Corona leiden oder sterben muss.“

Besonders schön fand ich diesen Wunsch:
„Ich wünsche mir von Jesus, dass er denen, die durch die Pandemie am schlimmsten „leiden“ mussten, etwas wie eine kleine Freude bereitet.“

Ich glaube, dass Jesus sich über solche Wünsche echt gefreut hätte. Er hat immer wieder gesagt, dass wir Menschen aufeinander achten sollen und unsere Mitmenschen lieben sollen. Und das ist grade jetzt, in Corona-Zeiten, besonders wichtig und gleichzeitig besonders schwierig: Nicht nur an mich denken, sondern auch an die anderen. Mich selbst einschränken, damit ich niemand anders anstecke. Wir müssen grade jetzt besonders aufpassen auf unsere Mitmenschen, wenn wir alle gut durch die Krise kommen wollen. Da ist es toll und ein Vorbild für uns andere, dass Ihr Konfis so selbstverständlich an andere denkt und ihnen Gutes wünscht!

Moritz Martiny:
Viele eurer Bitten und Wünsche hatten mit Gesundheit zu tun. Ich habe den Eindruck, dass dieser Wunsch durch Corona eine ganz neu an Bedeutung gewonnen hat. Ganz bewusst wünsche ich zur Zeit zu einem Geburtstag auch Gesundheit. Corona zeigt aber auch, dass gerade dieser so einfach klingende Wunsch, besonders schwierig ist. Eure gesammelten Bitten zeigen übrigens auch, wie sehr Glück mit Gesundheit zusammenhängt. Nicht ohne Grund hat Jesus damals viele Kranke geheilt. Bei euch klingt das dann so:

„Ich wünsche mir von Jesus, dass meine Familie gesund bleibt.“

„Ich wünsche mir von Jesus viel Gesundheit und Glück.“

„Ich wünsche mir von Jesus, dass meine Familie und meine Freunde gesund bleiben und ich ein glückliches Leben führen kann.“

Damals zur Zeit von Jesus war für die Menschen ganz klar: Gesundheit und Glück gehören zusammen. Und für sie war auch klar: Sie können Jesus um beides bitten. Für uns ist das leichter mit der Gesundheit: moderne Medizin, ein gutes Gesundheitssystem, Krankenhäuser und Ärzte… Aber Corona hat uns gezeigt: Eigentlich hat sich nichts geändert. Wir haben unsere Gesundheit und unser Glück nicht selbst in der Hand. Das sind zwei Sachen, die können wir nicht selbst machen. Darum können wir nur Jesus bitten!

Deborah Martiny:
Das Evangelium erzählt, wie die Menschen Jesus „Hosianna – Hilf doch“ zurufen. Aber ich wette, die haben noch ganz andere Sachen gerufen. Natürlich hatte jeder ganz genaue Wünsche an Jesus, und brauchte bei ganz konkreten Problemen Hilfe. Das ist wichtig: Wir können Jesus alles erzählen, was uns auf dem Herzen liegt und ihn um ganz konkrete, tatkräftige Hilfe bitten. Eine von Euch Konfis hat geschrieben:

„Ich wünsche mir von Jesus dass meine Oma wieder so gesund wird wie sie früher einmal war.“

Da musste ich spontan denken: Das wünsche ich mir auch – für Dich und Deine Oma! Ob es so wird, weiß ich nicht. Aber ich bin mir sicher: Jesus hat diesen Wunsch gehört!


Moritz Martiny:
Neben diesen Wünschen wie Gesundheit, Frieden, kleine Freude, gibt es aber auch innerliche Dinge, die wichtig sind. Auch das habt ihr mit bedacht. Corona ist ja nicht nur eine Sache, die um uns herum tobt. Das macht uns ja auch in unseren Gefühlen und Gedanken viel aus. Einer von euch hat besonders unsere Inneres in den Blick genommen und um inneren Beistand, Mut, Kraft etc. gebeten.

„Ich wünsche mir von Jesus, dass, wenn ich traurig bin oder es mir schlecht geht, er mir wieder aufhilft; dass er mir bei allen Problemen die Kraft und den Mut gibt sie zu bewältigen; dass er mir die Motivation gibt damit ich nicht aufgebe; dass er immer bei mir ist, mich überall begleitet und mir auch in schlechten Zeiten beisteht; dass er mir mindestens einen dieser Wünsche erfüllt… Ich hoffe das waren nicht zu viele!“

Ein wichtiger und kluger Pfarrer, Dietrich Bonhoeffer, hat mal gesagt: „Gott erfüllt nicht alle unsere Wünsche, aber alle seine Verheißungen.“ Jesus ist kein Wunscherfüllungsautomat. Aber er hält, was er verspricht. Und er hat versprochen, dass er bei uns ist an jedem Tag und uns hilft, unser Leben zu bewältigen. Das sind also sicher nicht zu viele Wünsche – das sind genau die Wünsche, die Jesus versprochen hat zu erfüllen!

Deborah Martiny:
Jesus ist kein Wunscherfüllungsautomat. Einer von Euch hat das toll auf den Punkt gebracht. Wir können uns nicht einfach zurück lehnen und darauf warten, dass er alles gut macht. Wir haben Verantwortung für diese Welt. Wir müssen uns Gedanken machen um die Welt und wie wir auf ihr leben können. Das ist unsere Aufgabe als Menschen! Aber wenn wir merken, wir schaffen es nicht, dann können wir immer noch darauf hoffen, dass am Ende Jesus alles gut macht.

„Mein erster Gedanke war, einfach immer glücklich zu sein, nur ich würde mir, wie glücklich ich auch sein möge, immer Gedanken über die Welt machen und schlussendlich doch unglücklich werden. Dann fiel mir ein, wenn ich dumm bin, dann denke ich nicht soviel darüber. Also sollte ich mir wünschen, dumm zu sein? Aber nur mich glücklich zu wünschen, das wäre doch egoistisch, und es würde mir immer nachhängen, dass ich die Chance hatte die Welt zu verbessern und eigennützig gehandelt habe, wie dumm ich auch wäre. Also gehe ich auch dem Wunsch von Jesus nach, dass wir uns alle wie Brüder und Schwestern behandeln. Er gab uns die Aufgabe, wir haben es nicht geschafft. Jetzt kommt er und richtet es.“

Ja, er kommt und richtet es. Vielleicht nicht heute und nicht morgen, aber irgendwann. Und bis dahin ist es unser Job nicht aufzugeben – sondern weiter wie Brüder und Schwestern zu leben!

Moritz Martiny:
Das Spannende an dieser Sammlung, liebe Gemeinde, ist übrigens auch, dass die Konfis die Antworten der anderen erst sehen konnten, nachdem sie selbst geantwortet haben. Trotzdem ist diese unglaubliche Fülle an Themen zusammengekommen. Die letzten Kärtchen, die wir jetzt noch auslegen, eröffnen nochmal ein ganz neues Feld. Jetzt geht es ganz um unsere Seele und um unseren Glauben. Bis hin zur letzten Antwort, die über das Leben hinausblickt:

„Ich wünsche mir von Jesus, dass er uns vergibt und Hoffnung macht (…)“

„Ich wünsche mir von Jesus, dass er uns vergibt und uns Hoffnung macht und allen, die gerade unter Corona leiden, Mut macht.“

„Ich wünsche mir von Jesus, dass er weiter auf mich und meine Familie und Freunde aufpasst und dass ich dankbar bin für das, was er für uns tut und dass ich dankbar bin, dass er meine sehr vielen Fehler verzeiht.“

„Ich wünsche mir von Jesus, nach meinem Tod in den Himmel zu kommen.“

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, ich bin echt beeindruckt, was ihr da alles zusammengetragen habt. Ich bin aber auch ein bisschen traurig deswegen, weil wir immer keinen Unterricht haben dürfen. Ich würde gerne viel mehr mit euch über alle diese Dinge reden. Ihr habt echt was zu sagen. Eure Wünsche an Jesus sind mindestens so groß und so vielfältig wie die Wünsche der Menschen, die damals am Straßenrand von Jerusalem standen. Das macht mich dann wieder froh, weil es mir zeigt: Wir Menschen können Jesus immer noch um etwas bitten. Wir haben noch nicht verlernt, ihm zu vertrauen. Obwohl in der Welt grade völliges Chaos herrscht, wissen wir, dass er unser Fixpunkt ist. Der, der seine Versprechen erfüllt. Der, der sich unsere Sorgen und Wünsche anhört. Der uns hilft. Eben unser König.
Und irgendwann kommt er auch zu uns und dann wird alles gut.
Amen.