Da blüht uns was!
Österliche Festmusik und die Osterpredigt (Deborah und Moritz Martiny)

Musik gespielt von Anne und Christian Daxer und Jörg Backeberg
Predigt: Deborah und Moritz Martiny
Musikstücke: 1.) Auf, auf mein Herz mit Freuden, Johann Crüger, aus dem Schemelli-Gesangbuch von J.S. Bach 2.) Christ ist erstanden, Satz von Carsten Klomp 3.) Air aus der D-Dur-Suite von J.S. Bach , bearbeitet von A. Campbell

Lesung Mk 16,1-8
Nur eine wirklich großartige Neuigkeit kann es sich erlauben, so unscheinbar und bescheiden verbreitet zu werden. Das große Wunder wird gar nicht beschrieben und davon zu erzählen trauen sich die Zeugen auch nicht so recht. Und doch: Es ist die größte Nachricht aller Zeiten. Es ist die gute Nachricht. Es ist das Evangelium. Hört Markus 16, die Verse 1-8

Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben. Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging. Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war; denn er war sehr groß. Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich. Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten. Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingeht nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat. Und sie gingen hinaus und flohen von dem Grab; denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen. Und sie sagten niemand etwas; denn sie fürchteten sich.

Predigt Ostersonntag (04.04.2021)
Deborah:
Liebe Gemeinde,
„Da blüht uns was!“ Das steht auf der Osterkarte, die Sie alle von uns in diesem Jahr erhalten haben. „Da blüht uns was!“ Das ist unser Ostermotto im Pandemiejahr 2021.

Moritz:
Die haben alle aber grade erst gekriegt. Da blüht noch nichts.

Deborah:
Aber überall da draußen blüht es ja. Und grünt. Zarte Triebe, bunte Blumen. Da hat man die ganze Palette von Samenkorn über die ersten hellgrünen Pflänzchen bis zu den wunderschönen bunten Tulpen.
Was davon passt eigentlich am besten zu Ostern? Die Samen, die wir verschickt haben – die grünen, aufkeimenden Triebe oder die bunten Blumen?

Moritz:
Das ist doch klar. Die Samen natürlich. Blumensamen sind genau wie Ostern. Ziemlich unscheinbar, aber man kann sein blaues Wunder erleben, oder sein gelbes, oder rotes, oder orangenes, oder … Du hattest es schon bei „gelb“ verstanden, oder?
Genau so ist Ostern. Das war auch völlig unscheinbar: In einem kleinen Land, von einer Besatzungsmacht regiert; ein Felsengrab in dem ein einfacher, zu Tode gequälter Handwerker liegt. Und auch die Auferstehung ganz heimlich, still und, leise. Kein großes Brimborium, keine Blitze vom Himmel, kein künstlicher Nebel, keine Soundeffekte: Nur ein leeres Grab, das langsam, heimlich, still und leise die Welt verändert. Bis der Tod sein blaues Wunder erlebt, oder sein gelbes, … egal. Jedenfalls ist Ostern wie eine Samentüte voller Hoffnungskeime.

Deborah:
Aber so ganz einfach, still und leise war es doch gar nicht! Mindestens für die Frauen ist doch echt was passiert! Ein Engel, ein leeres Grab… Da war doch nicht nichts – nicht nur dunkle Erde – da war auf einmal wieder ganz viel Hoffnung. Ganz viel Grün. Vielleicht noch klein und zart. Aber mit Ostern hat sie angefangen zu wachsen und immer größer zu werden. Die Hoffnung, dass Jesus für alle Menschen auferstanden ist.
Für mich ist Ostern nicht nur Ruhe und Abwarten und kleine Schritte. Diese Zusage: „Der Herr ist auferstanden“ …

Moritz
… Er ist wahrhaftig auferstanden …

Deborah
Da steckt für mich so viel drin – das ist ein so großes Versprechen von Glück und Freude und Leben – echtem, gelingendem, heilen Leben. Ja klar, es verändert sich nicht sofort die ganze Welt. Aber ich finde schon, dass ich mich verändere an Ostern. Jedes Jahr wieder. Manchmal hält das nicht lange, zugegeben. So ein Jahr bis zum nächsten Osterfest ist lang. Aber trotzdem: An Ostern spüre ich es so deutlich – wie unnötig meine Angst ist und wie überflüssig meine Sorgen. Und wie kleinlich und dumm der letzte Streit. Und dann schaffe selbst ich es, mal ein paar Tage anders zu sein – zuversichtlicher und mutiger und fröhlicher. Das ist mehr als nur ein Samenkorn. Das ist grün und schön und wächst!

Moritz:
Aber dann geh doch gleich aufs Ganze. Dann lass uns doch sagen, dass die bunten Tulpen das beste Ostersymbol sind. Für so einen richtigen Osterjubel eignen die sich am besten. Fröhlich sein, Lebensfreude, Glück, das ist doch wie ein Blumenstrauß. Da ist die Saat doch schon aufgegangen und blüht sogar schon. Am Anfang war es ein kleines „Der Herr ist auferstanden“

Deborah
… Er ist wahrhaftig auferstanden …

Moritz
die Frauen haben es den Jüngern erzählt und nachdem die es endlich auch kapiert haben, haben sie es weitererzählt und so ging es immer weiter um die ganze Welt und durch die 2000 Jahre hindurch. Die Welt hat sich schon verändert. Trotz Corona, Umweltverschmutzung, Leid und Ungerechtigkeit steht doch über allem Gottes Sieg über den Tod und die bunte Freude darüber.
Dieser Blumenstrauß Gottes ist der größte und bunteste und blumigste den die Welt je gesehen hat. Blaue, rote, gelbe, orangene, lila, weiße und bunte Blumen. Mit Ostern kommt Farbe in die Welt. Mit Ostern kommt Freude in die Welt. Mit Ostern kommt Leben in die Welt. Also definitiv: Blumenstrauß ist das passende Symbol für Ostern.

Deborah:
Es braucht wohl alles drei, um Ostern zu fassen zu kriegen: Samen, kleine grüne Pflanzen, bunte Blumen.
Ostern ist schon geschehen, die Welt ist schon eine andere – aber das ist etwas, was keimen muss und wachsen und größer werden und immer wieder neu blühen. Hoffnung braucht Grund, braucht Zeit, braucht Pflege – wie ein Pflanze. Dann kann sie wachsen und blühen!

Moritz:
Es sind ja jetzt 49 Tage bis Pfingsten. So lange dauert die Osterzeit. Das müsste doch eigentlich reichen, dass jeder von uns mal selbst für sich schaut, welches sein Ostern ist: Unsichtbarer Same, kleines Pflänzchen oder bunte Blume. Vor der Kirchentür steht ja der Kübel, den die Kinder vom Kindergottesdienst am Karfreitag bepflanzt haben. Da können wir das Keimen und Wachsen der Osterhoffnung live beobachten. Und es müsste ja jeder zu Hause auch so ein Tütchen haben und vielleicht einen Blumentopf oder sogar ein Stückchen Garten und dann schauen wir Ostern beim Wachsen zu.

Deborah:
Und erleben dabei vielleicht nicht nur beim Blumen anschauen: „Da blüht uns was!“

Moritz:
Amen.