Spruch zum Eingang (statt Psalm) Im Wochenpsalm, dem 73. Psalm heißt es „Dennoch bleibe ich stets an die, denn du hältst mich bei meiner rechten Hand.“
Eingangsgebet Wir beten:
Gott des Himmels und der Erde,
schaue ich mich um, dann bin ich tief beeindruckt von der Schönheit, die du dieser Welt schenkst: Der Himmel, die Bäume, die Menschen um mich herum und dafür will ich dir danken.
Gott des Himmels und der Erde,
schaue ich mich um, dann bremst auch vieles meine Freude wieder. Ich sehe Menschen, die trauern und ahne etwas von ihrem Schmerz. Ich sehe Menschen, die ihre Heimat verloren haben und auf so wenig Verständnis stoßen. Ich sehe Menschen, denen es nicht gut geht, sehe ihre müden, traurigen Augen und frage mich, warum ihr Leben so schwer ist.
Und dann fällt mir das „dennoch“ aus dem Psalm wieder ein. Dennoch bleibe ich stets an dir, denn du hältst mich bei meiner rechten Hand. Ja, so ist es und das ist es, was ich brauche. Du hältst mich wie ein Kind an der Hand. Du tröstest mich, wenn es schwer ist und wenn ich froh bin zeigst du mir die Schönheit von Himmel und Erde. Danke.
Amen
Predigttext
Man könnte meinen, ich habe mir den Predigttext für heute selbst ausgesucht. Habe ich aber nicht. Es ist wirklich der für heute vorgeschriebene. Und es ist der perfekte Text für heute und den Beginn der Konfizeit. Es gibt Ähnlichkeiten:
Kurzfristig musste ein Gottesdienst verlegt werden, weil es zu viele Menschen waren und so sprach Jesus open-air von einem Boot aus. Und am Ende der Veranstaltung kennen wir seine neuesten Nachfolger. Doch hört selbst aus Lukas im 5. Kapitel:
Einmal drängte sich die Volksmenge um Jesus und wollte hören, wie er Gottes Wort verkündete. Jesus stand am See Gennesaret. Da sah er zwei Boote am Ufer liegen. Die Fischer waren ausgestiegen und reinigten die Netze. Jesus stieg in eines der Boote, das Simon gehörte. Er bat Simon, ein Stück vom Ufer wegzufahren. Dann setzte er sich und sprach vom Boot aus zu den Leuten. Als Jesus seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: »Fahre hinaus in tieferes Wasser! Dort sollt ihr eure Netze zum Fang auswerfen!« Simon antwortete: »Meister, wir haben die ganze Nacht hart gearbeitet und nichts gefangen. Aber weil du es sagst, will ich die Netze auswerfen.« Simon und seine Leute warfen die Netze aus. Sie fingen so viele Fische, dass ihre Netze zu reißen drohten. Sie winkten die Fischer im anderen Boot herbei. Sie sollten kommen und ihnen helfen. Zusammen beluden sie beide Boote, bis sie fast untergingen. Als Simon Petrus das sah, fiel er vor Jesus auf die Knie und sagte: »Herr, geh fort von mir! Ich bin ein Mensch, der voller Schuld ist!« Denn Schrecken ergriff ihn und die anderen, die dabei waren, weil sie einen so gewaltigen Fang gemacht hatten. So ging es auch Jakobus und Johannes, den Söhnen von Zebedäus. Sie arbeiteten eng mit Simon zusammen. Da sagte Jesus zu Simon: »Hab keine Angst! Von jetzt an wirst du ein Menschenfischer sein!« Da zogen sie die Boote an Land, ließen alles zurück und folgten Jesus. Amen
Predigt
Liebe Gemeinde,
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„Einfach alles stehn und liegen lassen, abhauen und etwas Neues beginnen.“
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Wer hätte sich das noch nie gewünscht.
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Bei Simon Petrus reicht es gerade noch dazu, das Boot an Land zu ziehen, dann lässt er alles zurück und geht.
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Das Besondere:
Der Wunsch, alles stehen und liegen zu lassen, der kommt ja dann auf, wenn es nicht gut läuft.-
Wenn Streit und Konflikte an der Tagesordnung sind, will ich weg.
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Wenn ich aus Stress nicht mehr schlafen kann, will ich weg.
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Wenn das, was ich mache nicht funktioniert oder nicht gewürdigt wird, will ich weg.
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Wenn man mich nicht ernst nimmt.
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Wenn es mir schlecht geht.
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Aber all das ist bei Simon nicht der Fall. Im Gegenteil. Es läuft gerade überwältigend gut. Ja, sie haben die ganze Nacht nichts gefangen, aber dann dieser Riesenfang. Der Traum eines jeden Fischers. Die Netze reißen fast. Was will man mehr.
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Aber Simon lässt trotz des Erfolges alles stehn und liegen. So leicht wie es hier klingt, wird das nicht gewesen sein.
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Simon Petrus geht nicht, weil er alles satt hat und er geht nicht, weil er gerade nichts besseres zu tun hat. Er geht, weil dieser Jesus ihn fasziniert.
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Simon bricht auf.
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Auch für euch Konfirmandinnen und Konfirmanden beginnt heute etwas Neues.
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Es ist – zum Glück – kein so dramatischer Aufbruch wie bei Petrus.
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Das wäre wohl doch etwas zu viel verlangt.
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Manches ist aber zumindest ähnlich.
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Das ein oder andere werdet auch ihr im Laufe des Konfijahres mal liegen lassen müssen, weil es sonst zu viel wird.
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Ihr werdet vielleicht sogar die eine oder andere Veranstaltung verpassen, weil wir gerade auf Konfifreizeit sind, oder, oder, oder.
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Auf jeden Fall wird es manchmal ganz schön knapp werden, alles unter einen Hut zu kriegen.
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Ich hoffe, dass ihr dann trotzdem dabei bleiben werdet, weil ihr von diesem Jesus fasziniert seid.
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Simon bricht auf. Ihr Konfirmandinnen und Konfirmanden brecht auf.
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Wir alle brechen immer wieder zu Neuem auf. Tagtäglich.
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Manchmal geschieht das aus einer Not heraus, weil sich unser Leben durch den Tod eines lieben Menschen gerade komplett verändert.
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Manchmal geschieht es aus eine Begeisterung heraus, weil uns etwas interessiert.
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Manche dieser Aufbrüche sind sehr groß, andere nur klein und scheinen fast unbedeutend.
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Und manche dieser Aufbrüche haben sehr viel mit dem zu tun, was Simon Petrus hier erlebt.
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Simon traut sich das ganze ja nicht wirklich zu. Er fürchtet sich. Er kann sich gar nicht vorstellen, dass Gott ausgerechnet ihn so toll findet. Er weiß selbst, dass er kein besonders frommer Mensch ist und sieht seine eigenen Fehler, seine Schuld, seine Sünde.
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Ich kann ihn gut verstehen und ich bin froh, dass ich nicht in seiner Haut steckte.
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Ich vermute, wir alle sind nicht so schnell und wagemutig dabei wie Simon Petrus.
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Aber Gott braucht ja auch gar keine sieben Milliarden Petrusse, die alles stehn und liegen lassen.
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Vielleicht braucht er heute Menschen wie wir, die heute hier versammelt sind.
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Fröhliche Menschen, die anderen den Himmel und die Erde zeigen,
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einfühlsame Menschen, die die Trauer der anderen sehen und mitfühlen,
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alte Menschen, die viele Erfahrungen mit Gott gemacht haben,
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junge Konfirmandinnen und Konfirmanden, die uns die Welt zeigen, wie sie heute ist,
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Zweifler und Fromme, Gesunde und Kranke, uns alle, mit unseren Begabungen.
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Simon bricht auf, die Konfirmandinnen und Konfirmanden brechen auf, wir alle brechen auf: Kleine Aufbrüche. Einer vielleicht gerade heute, jetzt in diesem Moment. Kein Spektakulärer, aber einer, der von Gottes Nähe getragen ist.
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Und zu uns allen sagt Jesus die Worte, die er schon Simon sagte: Hab keine Angst!
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Liebe Gemeinde,
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Vielleicht brauchen wir gerade in dieser Coronazeit genau diesen Satz „Hab keine Angst!“ und vielleicht brauchen wir genau diese Aufbruchstimmung, die Jesus damals schon am See Genezareth verbreitete.
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Ich denke nicht, dass wir alles stehen und liegen lassen müssen. Aber ich wünsche mir, dass wir die Sorgen und die Angst liegen lassen und stattdessen von dem Reden, der uns an der Hand hält. Amen
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