Texte zum Sonntag Kantate

Wochenpsalm: Psalm 98

Wochenspruch: Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder (Psalm 98,1)

Wochenlied: EG 302 Du meine Seele singe

Predigttext (heute abweichend): Matthäus 11,28-30 (statt 2.Chronik 5,2-14)

 

Anmerkung

Für den heutigen Sonntag war die Konfirmation geplant. Zugleich ist es der erste Gottesdienst, der wieder in der Kirche gefeiert werden darf. Daher wurden die Familien der Konfirmandinnen und Konfirmanden gesondert eingeladen und die Ansprache richtet sich auch (aber nicht nur) besonders an die Konfirmandinnen und Konfirmanden, für die der heutige Sonntag ein trauriger Tag ist.

 

Psalmwort zum Eingang

Jauchzet dem Herrn alle Welt, singet, rühmet und lobet!

 

Eingangsgebet

Liebender Gott,

gemeinsam singen dürfen wir nicht,

nach Rühmen und nach Loben ist uns nicht zu Mute,

alle Welt stöhnt, gejauchzt wird nicht.

Da gibt es wenig zu feiern, da bleibt wenig übrig.

Und doch sind gerade dies die Zeiten,

in denen du uns besonders nahe bist.

Die, denen es schlecht geht, lädst du ein.

Einsame und Traurige,

Versager und Schuldige,

Geknickte und Kranke,

Hoffnungslose und Pessimisten,

für sie alle, für uns alle, bist du in die Welt gekommen,

sie alle, wir alle, haben einen Platz bei dir.

So feiern wir jetzt zwar nur eingeschränkt und die richtige Gottesdienststimmung will noch nicht aufkommen, aber eines ist gewiss: Du bist mitten unter uns. Du selbst feierst mit uns Gottesdienst.

Lass uns das nun erleben

und neue Kraft, neue Hoffnung, neuen Mut

aus diesem Gottesdienst ziehen.

Amen

 

Predigt

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden,

liebe Gemeinde,

Alles wird gut“, „das wird schon wieder“, „es kommen auch wieder andere Zeiten.“

Die Welt ist gerade voll von solchen Sätzen.

An allen Ecken und Enden hört man Durchhalteparolen und Aufmunterungen wie diese.

Sie sind sicherlich gut gemeint und diese Worte wollen uns trösten und uns helfen.

Auch ich selbst erwische mich immer wieder bei solchen Sätzen und Aufmunterungen.

Aber eigentlich gehen sie mir gerade furchtbar auf die Nerven.

Ja, wir Menschen brauchen Hoffnung. Wir brauchen Trost. Wir brauchen guten Worte.

Aber vielleicht erinnert ihr, liebe Konfis, euch ja an die Stunde zum Thema Tod.

Wir haben darüber nachgedacht, wie man sinnvoll tröstet und was man sagen kann.

Ich musste in den letzten Tagen ein paar mal an die Kleingruppe denken, in der wir da im Dezember zusammensaßen.

Ihr ward zu Recht sehr kritisch und habt genau überlegt, was tut gut und was nicht.

Daran erinnere ich mich und deshalb ist für mich eines klar:

Ich brauche und werde eure verschobene Konfirmation nicht schönreden.

Und auch alles andere in dieser Krise muss nicht schöngeredet werden.

Es mag sein, dass man jetzt endlich mal Zeit für dieses oder jenes hat. Es mag sein, dass das Virus uns in vielen Punkten umdenken lehrt. Es mag sein, dass manches auch sein Gutes hat.

Aber all das tröstet nicht wirklich, denn es nimmt meine Trauer, meine Fragen, meine Verzweiflung und meine ganze Hilflosigkeit nicht ernst.

Gott ist da anders. Er nimmt uns ernst. Und weil ich das euch allen und mir selbst in diesem seltsamen Gottesdienst und in dieser seltsamen Zeit mitgeben möchte, weiche ich heute mal vom vorgegebenen Predigttext ab. Hört, was Jesus im Matthäusevangelium im 11. Kapitel sagt, um uns richtig zu trösten.


Christus spricht: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht. Amen

Merkt ihr den Unterschied?

Jesus redet unser Leid nicht klein.

Wir sind mühselig und beladen. Unsere Seele ist unruhig. Wir sind geknickt. Und das alles zu recht.

Jesus sagt nicht: Das wird schon wieder oder alles nicht so schlimm. Er weiß, warum wir geknickt sind. Aber er tut nicht so als wäre alles nicht so schlimm. Es ist schlimm und genau deshalb lädt er uns ein. Er sagt: Kommt zu mir.

Jesus ist für die Geknickten in die Welt gekommen. Er ist für Menschen in der Krise Mensch geworden.

Ich habe etwas mitgebracht. Ein Symbol für alle, die heute geknickt sind,

weil ihre Konfirmation verschoben ist,

weil Gottesdienst mit Mundschutz und allem nicht schön ist,

weil sie durch Corona in Not geraten sind,

weil sie furchtbar einsam sind, und, und, und.

Es ist ein Knicklicht.

Ich nehme an, Sie kennen so etwas.

Knicke ich diesen Stab, dann beginnt er für einige Stunden zu leuchten.

Auf der Konfifreizeit hatten wir sie für die Nachtwanderung mit.

So ähnlich stell ich mir das vor, wenn wir ganz geknickt zu Gott kommen. Da kann schon mal etwas aufleuchten, wo gerade noch alles dunkel und finster und hoffnungslos war.

Noch einmal: Krisen sind nicht immer zu etwas gut. Nicht alles hat einen Sinn. Eine verschobene Konfirmation und die vielen anderen Feiern und fröhlichen Ereignisse, die gerade verschoben werden oder ausfallen, sind ein guter Grund, geknickt zu sein und das darf nicht kleingeredet werden. Denn das wäre kein Trost. All das Leid, das durch Corona gerade in der Welt ist, darf nicht verharmlost werden. Es ist und bleibt schlimm.

Aber ich wünsche Euch Konfirmandinnen und Konfirmanden und Ihnen, liebe Gemeinde, hier in der Kirche und zu Hause und auch mir selbst, dass wir immer wieder die Erfahrung machen: Gott ist für die Geknickten, die Mühseligen und Beladenen Mensch geworden. Er sagt: Kommt zu mir mit eurer Unruhe und eurer Last.

Und wenn wir das Glück haben das zu spüren, dann leuchtet in uns vielleicht ja so ein kleines Hoffnungslicht auf.

Das gelingt nicht immer und vielleicht nur für ein paar Minuten oder Stunden und dann ist es verglüht. Aber ich habe es erlebt: Gott ist da – auch in der Krise, auch bei euch. Amen