Texte zum Ostermontag (13. April 2020)
Predigttext: Lukas 24, 13-35
Wochenspruch: Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle. (Off 1,18)
Psalm: Psalm 118, 14-24
Evangelium: Lukas 24, 36-45
Predigt von Pfarrer Moritz Martiny
Liebe Gemeinde,
Die Auferstehung Jesu hat Hand und Fuß. Sie ist „real“ und das im wahrsten Sinne des Wortes. Im Wort „real“ steckt das lateinische Wort für Sache, das meint eine Sache, die man anfassen kann, einen Gegenstand, eine Wirklichkeit. So real ist Jesus auferstanden. Kein Hirngespinst sondern Wirklichkeit. Keine Phantasie, sondern echtes Leben. Ich kann es den Jüngern nicht übel nehmen, dass sie das mit der realen Auferstehung nicht sofort verstanden haben. Sie hatten ja offensichtlich so ihre Schwierigkeit damit. Das berichtet Lukas sehr ausführlich. Zunächst sind da die berühmten Emmausjünger. Sie schaffen es, viele Kilometer mit dem Auferstandenen Jesus zu wandern und ihm die ganze Geschichte von seiner Kreuzigung zu erzählen, ohne zu merken, dass er selbst es ist. Erst an der Art und Weise, wie er mit ihnen Abendmahl feiert erkennen sie ihn. Es fällt ihnen wie Schuppen von den Augen. Sofort kehren sie nach Jerusalem zurück und berichten den Jüngern davon. Und was da passiert schreibt uns Lukas im 24. Kapitel:
Während sie noch redeten, stand der Herr plötzlich mitten unter ihnen. Er sagte: »Friede sei mit euch!« Da erschraken alle und fürchteten sich. Denn sie meinten, ein Gespenst zu sehen. Und er sagte zu ihnen: »Warum seid ihr so erschrocken? Und warum zweifelt ihr in euren Herzen? Ich bin es wirklich: Seht meine Hände und Füße an. Fasst mich an und überzeugt euch selbst – ein Gespenst hat weder Fleisch noch Knochen, wie ihr sie bei mir sehen könnt.« Während er so redete, zeigte er ihnen seine Hände und Füße. Vor lauter Freude konnten sie es immer noch nicht fassen und waren außer sich vor Staunen. Da fragte er: »Habt ihr etwas zu essen hier?« Sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch. Er nahm es und aß es vor ihren Augen.
Jesu Auferstehung hat Hand und Fuß. Jesus streckt den Jüngern seine Hände und Füße hin, damit sie ihn anfassen können. Bereits der Jünger Thomas hat damit ja traurige Berühmtheit erlangt. Er kann nicht glauben, ohne Jesu Wunden angefasst zu haben. Er kann sich nicht vorstellen, dass der, der da vor ihm steht, wirklich Jesus ist und nicht irgendein Betrüger. Hier ist die Frage eine andere. Die Jünger plagt ein anderer Zweifel. Offensichtlich sind sich die Jünger diesmal einig, dass der, der da vor ihnen steht, wirklich Jesus ist. Sie zweifeln allerdings daran, dass das Wirklichkeit, Realität ist. Ich glaub, ich seh Gespenster. Also fordert Jesus sie auf, ihm die Hand zu geben und festzustellen: Der ist echt. Denn Gespenster kann man nicht anfassen. Und Wahnvorstellungen können nicht essen, also lässt sich Jesus sicherheitshalber noch einen Fisch reichen.
Jesus streckt den Jüngern seine Hände entgegen. … Das war vor Corona. Aber durch die aktuellen Einschränkungen des Lebens, versteh ich besser, was die Jünger und Jesus hier bewegt hat. Geht es Ihnen nicht so, dass Ihnen vieles gerade völlig unwirklich vorkommt? Gespenstisch? Irreal? Die nicht gereichten Hände und die fehlenden Umarmungen zur Begrüßung tun ihr übriges dazu. Da geht man auf einander zu, freut sich, lächelt sich an, nur um zwei Meter vor der handfesten Begrüßung ab zu stoppen und eine hilflose Geste des Bedauerns zu machen. Mir fehlen diese Begrüßungen mir realen Berührungen, denn sie machen die Treffen, echt, spürbar. Ich weiß gerade nur zu genau, warum die Jünger den Auferstandenen anfassen müssen. Das gibt Halt. Das macht die Sache echt. Jetzt sind die Jünger außer sich vor Freude. So sehr, dass sie es noch immer nicht fassen können und darum setzt Jesus noch einen drauf, lässt sich etwas zu essen reichen und verzehrt vor den Augen der Jünger einen Fisch. Jetzt ist es endgültig real. Für immer. Jesus lebt.
Liebe Gemeinde,
Die Sache muss Hand und Fuß haben – was für die Jünger und Jesus gilt, das gilt auch für mich und meinen Glauben. Auch das ein Grund dafür, dass wir am Ostermontag Tauferinnerung feiern. Mir zeichnet jemand ein Kreuz mit Wasser auf die Stirn oder in die Hand und weil ich das fühle, wird es real und erlebbar: Du gehörst zu Christus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen. Durch die Taufe hat mein Glaube Hand und Fuß. Derzeit müssen wir selbst an diesen höchsten Feiertagen unseren Glauben ganz im privaten und allein leben. Umso wichtiger ist es die Erinnerung wachzuhalten an das, was über uns ausgesprochen wurde. Vielleicht nehmen Sie ja auch etwas Wasser zur Hand und zeichnen sich selbst oder gegenseitig ein Kreuz in die Hand. Erinnern Sie sich daran, dass Sie getauft sind. Sagen Sie sich oder den andern: „Du bist getauft!“ Die Erinnerung an die Taufe, erinnert mich übrigens auch an das, was dieser Tage allzu leicht vergessen gerät. Mitten in der Einsamkeit und Isolation, die uns auferlegt wurde, erinnere ich mich an all die anderen, die auch getauft sind. Da ist und bleibt eine Gemeinschaft aller Getauften. Nach wie vor sind wir gemeinsam unterwegs. Und ich freue mich auf den Tag, an dem auch diese Gemeinschaft wieder Hand und Fuß haben wird. Ich freue mich auf den Tag, an dem mich meine Füße in unsere Kirche tragen und dort sind all die Lieben. Wir reichen uns die Hände, wir wünschen „Friede sei mit dir!“, wir umarmen uns, wir feiern Abendmahl zusammen und sitzen beim Kirchencafé bei einander. Hand und Fuß streckt Jesus seinen Jüngern entgegen und als weiteren Beleg, dass all das wirklich ist, wird noch gegessen. Es klingt fast nach sonntags in der Kirche. Das Evangelium zum Ostermontag von der Auferstehung, die Hand und Fuß hat, und die Erinnerung an meine Taufe nehme ich dieses Jahr auch als Hoffnung mit Das soll mich die nächsten Wochen tragen. Amen
Passende Lieder zum anhören und mitsingen:
EG 200 Ich bin getauft auf deinen Namen
N 140 Gemeinsam unterwegs