Auch in diesem Jahr soll der traditionelle musikalische Gottesdienst am 2. Weihnachtsfeiertag nicht fehlen. Im Mittelpunkt steht die Kantate “O Jesu Christ, dein Kripplein ist mein Paradies” von Telemann.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei unseren Musikern. Sie hören hier eine ausführlichere Aufzeichnung, die bereits im Vorfeld entstand.
Herzlichen Dank an:
- Hanna Schmal (Sopran),
- Anne Daxer (Violine),
- Till Eckhardt (Violine)
- Christian Daxer (Cello),
- Jörg Backeberg (Orgel)
- Musikaufnahme: Jan Lipp
O Jesu Christ, dein Kripplein ist, mein Paradies
Gottesdienst zum 2. Weihnachtsfeiertag
aus der Evangelischen Kirchengemeinde Gengenbach
Liturgie und Predigt: Moritz Martiny
Vorspiel: Corelli, Weihnachtskonzert
Psalmwort
Psalm 96 begleitet uns über die Weihnachtstage. Darin heißt es auch:
Singet dem Herrn und lobet seinen Namen,
verkündet von Tag zu Tag sein Heil!
Eingangsgebet
Wir beten:
Großer Gott,
von Tag zu Tag dein Heil verkünden.
Für die letzten beiden Tage trifft das wohl zu.
Heilig Abend liefen wir mit den Hirten zur Krippe.
Gestern sahen wir deine Herrlichkeit.
Heute verkündet die Musik dein Heil.
Aber das Jahr hat noch mehr Tage als diese drei.
Und ich weiß schon jetzt: Sie werden anders sein.
Darum lass uns heute Abend noch einmal ganz in das Wunder der Weihnacht eintauchen.
Hilf uns danach 362 Tage in der Erinnerung an das Kind in der Krippe zu leben und zu wissen: Da liegt das Heil.
Tag für Tag. Amen
Lied: Kommt und lasst uns Christum ehren (EG 39)
Lesung aus Hebräer 1, 1-3 (Übersetzung der Basisbibel)
Gott redet.Heute. So wie gestern. Und vorgestern. Er redet durch sein Weihnachtswunder. Schwer zu fassen, denn das kleine Kind in der Krippe ist eine Nummer zu groß für uns. Hört aus dem Anfang des Hebräerbriefes die wahre Größe dieses Kleinen:
Viele Male und auf vielfältige Weise hat Gott einst durch die Propheten zu den Vorfahren gesprochen. Aber jetzt, am Ende dieser Tage, hat er durch den Sohn zu uns gesprochen.Ihn hat er zum Erben von allem eingesetzt. Durch ihn hat er auch die Welt geschaffen. Er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Abbild seines Wesens. Durch sein machtvolles Wort trägt er die ganze Welt. Er hat die Reinigung von den Sünden bewirkt. Dann hat er sich an die rechte Seite der Majestät Gottes in den Himmelshöhen gesetzt. Amen
Predigt
Liebe Gemeinde,
Bei uns am Weihnachtsbaum hängt auch Baumschmuck aus Glas.
Manche dieser Glasstücke haben geschliffene Kanten, so dass sich in ihnen das Licht bricht und in vielen Farben funkelt.
Sie funktionieren wie ein Prisma.
Ein Prisma bricht das Licht auf in seine einzelnen farblichen Bestandteile.
Wie Regentropfen das Sonnenlicht in seine Farben trennen und einen Regenbogen an den Himmel zaubern.
Durch ein Prisma aufgeteilt kann man das ganze Spektrum der Farben des Lichtes erkennen.
Weihnachten ist die Herrlichkeit Gottes durch ein Prisma aufgefächert.
Weihnachten bekommt seinen besonderen Glanz dadurch, dass die Herrlichkeit Gottes, das Licht der Welt, in all seinen Facetten gleichzeitig schillert.
Darum gibt es so viel zu entdecken.
Jeder Tag des Festes hat eine Hauptfarbe. Aber schaut man genauer hin, dann sieht man immer auch die anderen Farben.
Von Tag zu Tag entdeckt man daher etwas anderes.
Vorgestern am Heiligen Abend, da sah ich vor allem die Armut und die Schwäche.
Ein unverheiratetes Mädchen, das ein Kind bekommt.
Kein Platz in dieser Welt für Gottes Sohn. Ein Fresstrog für das Vieh als Bett.
Die Hirten, die Außenseiter, spielen eine Rolle.
Die Kälte und Dunkelheit der Nacht ist der Rahmen.
Gestern, am 1. Weihnachtsfeiertag, sahen wir ganz andere Farbtöne der Herrlichkeit Gottes.
Denn das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns und wir sahen seine Herrlichkeit.
Das Strahlen eines Neugeborenen entzückt die Welt.
Dieses Neugeborene rettet sie sogar.
Auf einmal stehen strahlende Herrlichkeit und Macht und Kraft im Vordergrund.
Man könnte meinen, es ist ein anderes Fest.
Heute am 2. Weihnachtsfeiertag ist nun die Gelegenheit, diese Farben mit etwas Abstand zu vergleichen und sich zu fragen, wie sie zustande kommen und was sie bedeuten.
Weihnachten ist die Herrlichkeit Gottes durch ein Prisma aufgefächert und am 2. Weihnachtsfeiertag wird es besonders deutlich.
Die Kantate, die wir gleich hören, hat Georg Philipp Telemann extra für den zweiten 2. Weihnachtsfeiertag geschrieben. Hört gleich, wie sie die Herrlichkeit Gottes in verschiedenen Farben funkeln lässt.
Sie heißt: „O Jesu Christ, dein Kripplein ist mein Paradies“ nach einem Paul Gerhardt Lied.
Schon dieser Titel macht es deutlich, die Krippe, das Zeichen der Armut wird zum Zeichen des Paradieses.
Seht ihr es funkeln? Das ganze Spektrum der Herrlichkeit Gottes.
Am deutlichsten wird das in der zweiten Arie. Da wird aus dem kleinen hilflosen Baby endgültig der mächtige König der Welt und das mit Bildern und in Reimen ausgedrückt, die mich schmunzeln lassen.
Die Größenverhältnisse werden umgekehrt.
Nun blickt nicht mehr eine große Sopranistin auf ein kleines Neugeborenes.
Nun blickt eine kleine Sopranistin auf eine große Beschützerin. In der Arie wird nämlich das Jesuskind mit einer Henne verglichen, die ihre Küklein beisammen hält und schützt
In der Sprache der Arie:
Locke mich gleich einer Henne.
Rufe mir! Wenn ich ins Verderben renne.
Und versammle mich zu dir
dass ich unter deinen Flügeln
Schutz und Rettung finden kann.
Das ohnmächtige Baby und der mächtige Retter der Welt sind beides eine Farbe der selben göttlichen Herrlichkeit.
Weihnachten ist die Herrlichkeit Gottes durch ein Prisma aufgefächert.
Ich freue mich an den vielen Farben der Herrlichkeit die dieses Fest in unsere Dunkelheit bringt. Amen
Telemann-Kantate: O Jesu Christ, dein Kripplein ist
Fürbittengebet
Lasst uns Fürbitte halten und beten:
Wenn mich Welt und Satan scheuchen,
nimm dich, Jesu, meiner an.
Die Coronapandemie scheucht uns, Jesus.
Nimm dich der vielen Kranken, der Sterbenden und der Trauernden an.
Nimm dich derer an, denen die Pandemie den Lebensunterhalt geraubt hat. Besonders nennen wir die heute Musikerinnen und Musiker und alle, die mit Auftritten ihr Geld verdienen.
Jesus, nimm dich ihrer an.
Wenn mir Kraft und Mut entweichen
nimm dich, Jesu, meiner an.
Es ist schwer in diesen Tagen nicht den Mut zu verlieren. Angst um unsere Lieben, Isolation und Quarantäne, Verbote und Ungewissheit. Wir bitten dich für Menschen, denen diese Pandemie zusehends psychisch zusetzt.
Wir bitten dich für Schülerinnen und Schüler, an denen das Schuljahr vorbeizieht und für Menschen, die verpassten Lebenschancen hinterhertrauern.
Jesus, nimm dich ihrer an.
Wenn Welt und Satan uns scheuchen und Kraft und Mut entweichen, dann hast du uns ein Gebet mitgegeben, das uns Tag für Tag aufrichten und leiten kann…: Vater unser…
Lied: Fröhlich soll mein Herze springen (EG 36)