Zu diesem Gottesdienst sind die Konfirmandinnen und Konfirmanden dieses Jahres besonders eingeladen worden. Sie haben unter anderem dadurch mitgewirkt, dass sie Illustrationen zum Predigttext gestaltet haben.
Hier finden Sie die Predigt zum Anhören und Ansehen.
Predigttext
Gottes Wort ist wie ein Samenkorn. Wenn es wachsen, blühen und reifen soll, dann muss es auf guten Boden fallen.
Gott ist wie jemand, der sät. Mal schauen, was aus dem guten Wort wächst, das Gott für euch hat. Das Evangelium steht bei Lukas im 8. Kapitel.
Als nun eine große Menge beieinander war und sie aus jeder Stadt zu ihm eilten, sprach er durch ein Gleichnis: Es ging ein Sämann aus zu säen seinen Samen. Und indem er säte, fiel einiges an den Weg und wurde zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen’s auf. Und anderes fiel auf den Fels; und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte. Und anderes fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten’s. Und anderes fiel auf das gute Land; und es ging auf und trug hundertfach Frucht. Da er das sagte, rief er: Wer Ohren hat zu hören, der höre! Amen
Predigt
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden! Liebe Erwachsene!
„Lohnt sich das überhaupt?“
Manchmal hatte ich in den letzten Wochen und Monaten ein ziemliches Motivationsproblem.
Gemeindearbeit in Coronazeiten fühlt sich ein bisschen an wie dieses Gleichnis.
Man plant eine Veranstaltung, aber sie gerät unter die Coronadornen.
Man hat eine gute Idee, aber eine Änderung der Coronaverordnung macht sie zu nichte.
Man müsste jetzt vorbereiten, wber wer weiß, was an Ostern sein wird.
Im homescooling geht es euch genauso, oder?
Soll man die Aufgaben wirklich machen? Im Präsenzunterricht wird das ja nie wieder eine Rolle spielen.
Man macht seine Aufgaben, aber auf dem Weg wird sie zertrampelt weil die Technik mal wieder versagt.
Man setzt sich dran, aber ohne die Gespräche und Ideensammlungen mit den Klassenkameraden, geht es nicht so recht vorwärts.
Manchmal kann man sich da schon fragen: Lohnt sich das überhaupt?
Wenn man sich das so bewusst macht, wird einem die Dramatik des Gleichnisses klar.
Die Landwirte hatten damals nur so viel, dass es in durchschnittlichen Jahren zum Leben reichte. Eine schlechte Ernte bedeutete Hungersnot oder Schuldsklaverei. Eine gute Ernte brachte nur wenig Entlastung.
Jetzt ist also Zeit zu säen. Das muss den Menschen damals ja in der Seele (und im Magen) weh getan haben.
Die knappen Vorräte in die Hand nehmen und ausstreuen anstatt endlich wieder genug zu Essen zu haben.
Und dann der Weg, die Vögel und die Dornen: Lohnt das überhaupt?
Manchmal fühlt es sich nicht so an. Manchmal dürften die Menschen damals ein ganz gewaltiges Motivationsproblem gehabt haben.
Man kann sich das Problem gut an den vier Bildern klar machen.
Eines dieser Bilder passt nicht in die Reihe (nicht wegen der Gestaltung, das ist schon im Gleichnis so). Die vier Bilder im Gleichnis sind nämlich nicht gleich. Eines ist anders. Ist das
Das Bild mit dem Weg?
Ist es das Bild mit den Vögeln?
Ist es das Bild mit der Dornenhecke?
Oder ist es das Bild mit den Ähren?
Weg, Vögel, Dornenhecke, Ähren – welches gehört nicht dazu?
Kleine coronakorrekte Abstimmung. Ich bitte um Handzeichen. Handheben ist völlig unbedenklich.
Wer ist für den Weg … die Vögel … Dornenhecke … Ähren.
Klar, die Ähren sind anders. Sie erzählen vom Erfolg, die drei anderen vom Misserfolg.
Aber: Es ist noch viel gemeiner. Die Bilder unterscheiden sich nämlich auch von der Zeit, von der sie erzählen.
Die Misserfolge Weg, Vögel, Dornen, die sehe ich ja sofort oder innerhalb der ersten vierzehn Tage. Aber bis zur Ernte ist es lang. Das letzte Bild spielt in einer ganz anderen Zeit. Es berichtet nicht von der Saat sondern von der Ernte.
Das gemeine daran: Den Misserfolg sehe ich sofort. Den Erfolg erst nach Wochen. Das ist nicht sehr motivierend.
Es ist nicht sehr motivierend und doch: Wenn die Saat aufgeht, dann lohnt es sich. Und eine Alternative hat der Sämann ja auch nicht. Nicht säen und das Saatgut stattdessen aufessen ist langfristig gesehen die falsche Wahl.
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Gemeinde,
ich lese das Gleichnis ja nicht zum ersten Mal. Aber jetzt im Lockdown kann ich gar nicht anders als zu denken: Es ist wie im Homescooling und wie Konfiunterricht vorbereiten in Coronazeiten.
Lohnt sich also alles nicht? Doch! Es lohnt sich. Das steckt in der Mathematik des Gleichnisses.
Drei von vier Saatkörnern sind verloren.
Aber das vierte bringt hundertfach Frucht.
Da bleibt also ganz schön was übrig.
Dieses Jahr sagt mir das Gleichnis: Hör nicht auf, zu planen. Es sagt mir: Gib nicht auf im homescooling. Ja, es ist schwer sich zu motivieren, weil man den Misserfolg sofort sieht und die Ernte, der Erfolg erst in vielen Monaten anstehen wird.
Dieses Jahr gelesen, macht mir das Gleichnis Mut, trotz Corona zu säen, zu lernen, zu arbeiten.
Das Gleichnis ist übrigens sehr umstritten. So ganz klar wird nämlich nicht, was Jesus uns damit sagen will. (Das war schon vor Corona so).
Die einen lesen das Gleichnis ähnlich wie ich es gerade ausgelegt habe. Dann trägt es beispielsweise die Überschrift: „Vom vierfachen Acker.“
Das Gleichnis kann aber noch viel mehr. Deshalb heißt es manchmal auch „Vom unverzagten Sämann“
Das gefällt mir auch sehr gut.
Denn dann ist es ein Gleichnis über Gott.
Gott fragt sich zum Glück nicht: Lohnt sich das überhaupt, bevor er sein gutes Wort an uns richtet.
Gott hat für uns alle ein gutes Wort. Ob die Saat aufgeht liegt dann, zugegebenermaßen, an mir. Was mache ich daraus?
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, am meisten fehlt mir mit dem Konfiunterricht gerade eines: Nämlich, dass ich euch erzählen darf, dass Gott ein gutes Wort für euch übrig hat. Bei allem, was es zu lernen und zu wissen gibt im Konfiunterricht, das wichtigste ist, dass euch immer wieder jemand sagt, dass ihr wichtig und richtig seid. Was ihr mit dieser Information macht, liegt dann an euch, nicht jedes gute Wort fällt auf den richtigen Acker.
Aber das kann ich euch mit irgendwelchem online-Unterricht kaum erzählen, deshalb freue ich mich, dass ich es euch heute endlich mal wieder sagen kann.
Denn das ist es, was ich euch Konfis und auch Ihnen, liebe Gemeinde, endlich mal wieder aus ganzem Herzen und mit voller Überzeugung sagen wollte:
Egal wie ihr euch aktuell fühlt und wie es euch geht: Gott glaubt an euch. Gott hat ein gutes Wort für euch übrig. Ihr seid wichtig für Gott und für diese Welt.
Und wenn diese gute Zusage in euch wirkt, dann wird es sein wie auf dem vierten Bild: Die Saat geht auf. Amen