Predigt
Liebe Gemeinde!
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Die gute Nachricht vorweg:
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Der Konflikt hat der Urgemeinde nicht geschadet. Er hat sie nur verändert.
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Lukas berichtet im ersten und im letzten Vers dieses Abschnitts davon: Die Gemeinde ist am Wachsen.
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Aufgewühlt und für immer verändert hat dieser Konflikt die Urgemeinde aber schon.
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Es ist der erste größere Streit, der die ganze Gemeinde betrifft.
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Manche Kommentare sehen in dem Konflikt zwischen Einheimischen und Zugezogenen sogar schon eine erste Aufteilung in zwei Gemeinden.
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Das ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Auch wenn ich nicht ganz sicher bin. Aber immerhin: Die Gemeinde wächst und wächst und irgendwann ist sie einfach auch zu groß. Es wird auch gar keinen Raum mehr gegeben haben, in dem sich alle gleichzeitig treffen konnten.
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Der Streit entbrennt zwischen Einheimischen und Zugezogenen.
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Man muss dabei bedenken, dass das Christentum sich noch nicht vom Judentum abgespalten hat. Noch ist diese Gemeinde eine Gruppe von Juden, die Jesus als den Sohn Gottes erkannt hat.
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In Jerusalem gab es natürlich viele Einheimische, deren Muttersprache Hebräisch bzw. Aramäisch war. Es gab aber auch viele Juden, die hauptsächlich Griechisch sprachen. Sie haben ihr Leben lang irgendwo anders im Mittelmeerraum gelebt und gearbeitet. Im Alter haben sie beschlossen, nach Jerusalem in die Nähe des Tempels zu ziehen. Das hatte ein gewisses Risiko, denn dort hatten sie keine Familie, die sie im Notfall mit versorgt. Wenn dann noch der Mann starb, konnte es für die Witwe gefährlich werden. Wenn sich dann die Gemeinde nicht gekümmert hätte, wären sie im schlimmsten Fall verhungert.
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Und das ist eben der Punkt an dem es dann sogar in der Urgemeinde menschelt: Die hebräisch sprechenden Einheimischen ärgern sich über die griechisch sprechenden Zugezogenen, dass sie die mitversorgen müssen und fangen an sie zu benachteiligen.
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Es gibt übrigens auch Forscher die Vermuten, dass gerade die Sprache dabei eine große Rolle gespielt hat. Es könnte sein, dass es hier schon losgeht, dass es erste Gottesdienste in griechischer Sprache gab und sich die Gemeinde auch so aufteilte.
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Die zwölf Apostel müssen einsehen, dass sie das nicht mehr im Griff haben und beschließen eine Neuerung. Es soll ein offizielles Amt geben. Sieben Leute sollen sich um die Diakonie, also um die gelebte Nächstenliebe, kümmern. Sie sollen dafür sorgen, dass denen die Hilfe brauchen, diese Hilfe auch zukommt.
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Die zwölf Jünger haben festgestellt: Wenn wir uns um alles selber kümmern, dann kommen das Gebet und die Verkündigung zu kurz. Wenn wir aber gar nichts organisieren, dann bleibt die Gerechtigkeit und die Nächstenliebe auf der Strecke. Darum die Wahl der Sieben.
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Es fällt übrigens auf, dass alle Sieben Zugezogene gewesen sein dürften. Zumindest tragen sie alle griechische Namen und nicht hebräische.
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Zweitausend Jahre später…
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Diese kleine Urgemeinde in Jerusalem ist über sich hinaus gewachsen. Trotz all der Schwierigkeiten. Trotz dieses ersten Konfliktes. Vielleicht sogar wegen dieses Konfliktes. Immerhin hat er neue Strukturen geschaffen, wie eine wachsende Gemeinde dennoch lebendig bleiben kann.
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Diese kleine Urgemeinde ist über Jerusalem hinausgewachsen. Überall auf der Welt versammeln sich Menschen im Namen Jesu.
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Diese kleine Urgemeinde hat Verfolgung überstanden, hat Kriege überlebt, hat sich von internen Streitigkeiten nicht kaputt machen lassen.
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Sie hat sich verändert – immer wieder. Sie ist getrennte Wege gegangen und sie hat sich verwöhnt.
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Sie hat sich reformiert und neu aufgestellt.
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Sie ist noch nicht am Ende und sie ist noch nicht am Ziel. Sie ist unterwegs. Noch immer wird diskutiert und gerungen, welches der richtige Weg für die Kirche ist.
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Aktuell kann man das ja in der römisch-katholischen Kirche in großem Stil mitverfolgen, wie da um den synodalen Weg gerungen wird. Es werden Ämter und Aufgaben diskutiert, gerade so wie damals in der ersten Gemeinde.
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Und für uns als evangelische Christen gehört es ja quasi zum Glaubensbekenntnis dazu, dass die Kirche sich immer verändern muss – semper reformanda ist.
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Wenn die Urgemeinde damals in ihren Strukturen stecken geblieben wäre, dann wäre wohl wirklich das eingetreten, ,was die Zwölf befürchten: Sie hätten Gebet und Verkündigung vernachlässigen müssen und das Christentum wäre zu Ende gewesen, bevor es richtig entstanden ist.
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Zweitausend Jahre später blicken wir auf diesen Konflikt in der allerersten Gemeinde und wissen: Es war nicht der letzte (und leider auch nicht der schlimmste. Wie viel Blut ist da im Laufe der Kirchengeschichte geflossen, weil man nicht einer Meinung über den Glauben und die Kirche war).
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Zweitausend Jahre später blicken wir auf diesen ersten Konflikt:
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Bewundernd, dass vorher und nachher die Gemeinde am Wachsen ist.
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Vielleicht sogar etwas neidisch: Was müssen wir tun, um so zu wachsen und diesen Geist so zu leben und auszustrahlen.
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Auch in den Konflikten hat sich diese erste Kirche so sehr von der restlichen Gesellschaft unterschieden, dass die Menschen einfach dabei sein wollten. Und die Diakonie, die Nächstenliebe, die Sorge und Fürsorge um einander hat da eine wichtige Rolle gespielt.
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Die gute Nachricht vorweg war, dass dieser Konflikt der ersten Gemeinde langfristig nicht geschadet sondern genutzt hat. Die gute Nachricht am Ende: Kirche kann sich verändern und Kirche darf sich verändern. Letztlich kommt es ohnehin auf die Menschen an aus denen sie besteht. Es kommt auf dich und auf mich an. Die Kirche muss in ihren Strukturen und in ihrer Ausrichtung auf die äußeren und inneren Umstände reagieren. Kirche muss nicht zu allen Zeiten und an allen Orten gleich strukturiert sein und ihren Glauben gleich leben. Das ist für die wahre Einheit der Kirche keine notwendige Bedingung (vgl. Augsburger Bekenntnis, Artikel 7). Aber eine Sache war vor zweitausend Jahren so und bleibt: Kirche muss der Ort sein, wo Menschen sich von Gott dazu berufen fühlen, aufeinander zu achten und füreinander zu sorgen. Kirche muss die Gemeinschaft sein, in der gebetet und Gottes Liebe verkündigt wird. Kirche das sind wir. Sorgen wir dafür, dass das nach außen ausstrahlt. Amen